Dienstag, 1. September 2015

Schaal Sels - Die belgische Antwort auf Strade Bianche

Ich habe ja nun wirklich schon sehr viele Radrennen live vor Ort gesehen, aber was man am vergangenen Sonntag beim Schaal Sels, im Norden von Antwerpen, geboten bekam habe ich bisher noch nicht erlebt. 2011 war ich schon einmal bei diesem 1.1 Rennen in Belgien, nicht wirklich was besonderes. Ein größeres Kirmisrennen bei dem es eben UCI Punkte zu verdienen gab, zu meist aber nur breite Hauptstraßen und am Ende gab es dann meist einen Massensprint welcher dann über den Tagessieg entscheiden musste. Dieses Jahr sollte dies aber mal komplett anders laufen, denn der Veranstalter wartete mit einen neuen Konzept auf.Über 30 Kilometer Kopfsteinpflaster und rund 15 Kilometer auf nicht asphaltierten Straßen. Die Krönung stellte die Durchfahrt durch ein Maisfeld da, in welche extra eine kleine Gasse gemäht wurde. Aufmerksam auf das Rennen wurde ich durch folgenden Tweet von Nico Mattan. Der Ex-Profi war verantwortlich für den neuen Parcours.
Sieht aus wie ein Cross-Rennen, ist es aber nicht.
In Italien gibt es das Rennen "Strade Bianche", in Frankreich die "Tro Bro Leon", in Dänemark den "GP Herning" und auch in England gibt es Straßenrennen die immer wieder Naturstraßen aufsuchen. Belgien als das Radsport-Land Nummer eins auf der Welt, fehlte bis jetzt ein solches Rennen. Mit dem neuen "Schaal Sels" konnte man diese Lücke nun wohl schließen. Ich persönlich habe jetzt nur den Vergleich zum GP Herning, den ich im Jahr 2011 besuchte. Man kann die beiden Rennen aber nur schwer miteinander vergleichen. Der GP Herning fährt ähnlich wie die Strade Bianche in Italien über Schotterwege, lässt aber Wiesen- und Ackerwege wie in Belgien links liegen. Bei Tro-Bro-Leon scheint dieser aber nicht so zu sein und dort scheint man tatsächlich auch über Ackerwege zu fahren, leider kenne ich dieses Rennen aber nur von Fotos.
Nicht jeder mag Freund von solchen Rennen sein, klar was hat eine Maisfeld-Durchfahrt mit einem Straßenrennen zu tun, werden viele Fragen. Unnötige Suche nach Spektakel, unverantwortliche Organisation und so weiter. Ich bin da ein wenig anderer Meinung. Natürlich muss jetzt nicht jedes Rennen irgendwelche Ackerwege aufsuchen, aber einmal im Jahr kann es eine solche Veranstaltung ruhig geben und Belgien fehlte ein Rennen dieser Art eben noch. Und das Medienecho war durch das neue Konzept, natürlich auch im einiges höher als auf der alten Strecke. Daher haben die Organisatoren meiner Meinung nach alles richtig gemacht und an alle die jetzt meinen es sei unverantwortlich den Gesundheit der Fahrer gegenüber sei gesagt, es gab keinen einzigen Sturz im Rennen. Ich gehe sogar mal soweit und behaupte das diese Austragung für die Fahrer weniger gefährlich war als das Rennen auf der alten Strecke. Durch die vielen Kopfsteinpflaster Abschnitte und die Passagen über die Naturwege wurde das Feld nämlich schon früh in die Länge gezogen und ein Fahrer fährt ohnehin vorsichtiger und mehr aufmerksam auf so einer Strecke als wenn es 20 Kilometer nur geradeaus auf einer Hauptstraße geht. Das ist jetzt meine persönliche Meinung, es gibt bestimmt welche die das anders sehen, aber man berufe sich auf die Fakten.
Natürlich gab es bei dieser Premiere auch Probleme, das Rennen musste über eine Stunde neutralisiert werden weil der Jury-Wagen sich im Maisfeld festgefahren hatte und erst mit Hilfe eines Traktors wieder in eine Position gebracht werden musste in der es ihm möglich war selbst weiter zu fahren.
Das Fahrerfeld im Maisfeld
Diesem Problem hätte man aber leicht aus dem Weg gehen können. Etwa einen Kilometer bevor die Passage des Maisfeldes begann führte die Strecke über eine Straße die parallel zum Ende des Maisfeldes verlief. Die Motorräder, bis auf zwei von der Polizei, wurden hier abgeleitet und mussten am Ende des Maisfeldes warten und konnten dort dann wieder in das Rennen einsteigen. Ein ähnliches Verfahren gibt es auch bei der Flandern-Rundfahrt oder auch bei Paris-Roubaix wo einige Abschnitte nicht von den Autos überfahren werden dürfen. Beispielsweise der Koppenberg bei der Flandern-Rundfahrt. Gestern kam die Meldung, das Schaal Sels im nächsten Jahr erneut auf dem selben Kurs stattfinden soll, inklusive Maisfeld. Man will aber aus dem Fehler in diesem Jahr lernen und PS stärkere Autos einsetzen um ähnliche Problem wie in diesem Jahr zu vermeiden.
Wer nicht bis zum nächsten Jahr warten will, kann sich in der zwischenzeit ja mal die kurze Zusammenfassung von Sporza ansehen. Ich werde in nächsten Jahr dieses Rennen auf jeden Fall mit einplanen und es wieder besuchen. Mir hat es gefallen!