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Tom Boonen tritt ab |
Am Sonntag wird Tom Boonen sein letztes Rennen als Berufsradfahrer bestreiten, ausgerechnet bei Paris-Roubaix soll sein letzter Wettkampf sein, ein Rennen welches mit Boonen so verknüpft ist wie mit keinem anderen Fahrer. Für mich wird damit der letzte große Held meiner Jugend zurücktreten und ein langes Kapitel nähert sich damit dem Ende. Ein guter Zeitpunkt um noch einmal auf Erinnerungen und auch persönliche Anekdoten zurückzublicken, auf einen Fahrer der mein Radsport-Fan-Dasein so prägte wie niemand anders.
In meiner Kindheit war ich großer Tour de France Fan und zählte Jan Ullrich zu meinen großen Idolen, von Rennen wie der Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix bekam ich in meinen jungen Jahren noch nicht viel mit. Ich habe noch vereinzelte Erinnerungen, dass Steffen Wesemann in den frühen 2000ner immer vorne mit fuhr. So war es auch im Jahr 2002, eine klassische Version von Paris-Roubaix an die ich mich erinnere als ob sie gestern gewesen wäre. Ich habe das Rennen noch heute auf Videoaufnahme hier und schon gefühlte 1000 mal gesehen. Es war bis heute die letzte Austragung der Hölle des Nordens die mit Regen zu kämpfen hatte und so zur Schlammschlacht wurde. Dieses Rennen war auch meine erste Berührung mit eben jenem Tom Boonen, dieser fuhr damals noch im Team von Lance Armstrong bei US Postal und war ein junger No-Name den niemand wirklich auf der Rechnung hatte. Während vorne Johan Museeuw ein langes Solo siegreich beenden konnte, fuhr Boonen auf den dritten Platz. Bis heute legendär die Szene wo sein Kapitän George Hincapie in den Graben stürzte und Boonen nicht wirklich wusste wie er sich verhalten musste. Schließlich fuhr er weiter, wartete nicht und wurde so mit Platz drei belohnt. Der Sieger Museeuw war im übrigen Boonens legitimer Vorgänger als belgischer Radsportheld. Genauso wie Boonen fuhr auch Museeuw sein letztes Profirennen bei Paris Roubaix. Dies war 2004, er wurde fünfter nachdem er eigentlich in der entscheidenden Gruppe dabei war, dann aber von einem Defekt gestoppt wurde und so alle Chancen auf den Sieg verlor.
Was in den folgenden Jahren dann rund um die Person Tom Boonen passierte dürfte hinlänglich bekannt sein. Nachdem dem überraschenden dritten Platz 2002 wurde es erstmal wieder ein wenig ruhig, gut für mich den im Jahr 2003 und 2004 war ich immer noch komplett im Jan Ullrich Modus.
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Immer gut gelaunt |
Das änderte sich dann aber spätestens im Jahr 2005, denn dann begann die wirkliche "Boonenmania". Mit Siegen in einem Jahr bei Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und der Weltmeisterschaft trug er sich in die Radsport-Gesichtsbücher ein. 2006 gewann er dann nochmal die Flandern-Rundfahrt und das auch noch im Regenbogentrikot. Auch die Tour de France bestritt Boonen in diesen Zeiten noch regelmäßig und fuhr auch hier Siege ein und gewann sogar das Grüne Trikot. Ebenfalls gut für mich, denn damals war ich immer noch in diesem Tour de France Hype den ich heutzutage gar nicht mehr verspüre. Der Boonen-Hype wurde immer Größer, meine erste persönliche Begegnung müsste dann bei der Weltmeisterschaft 2008 in Varese statt gefunden haben. Das erste von vielen weiteren Treffen, der irgendwann kam dann der Führerschein und das eigene Auto und so wurde Boonen immer mehr hinterhergereist. Unvergessen bleibt da sicherlich das Jahr 2012, in dem er noch mal das Double holen konnte und Paris Roubaix nach einem knappen 50 Kilometer Solo siegreich beenden konnte. Dazu gewann er im Vorlauf auch noch den E3 Prijs und Gent Wevelgem und wurde später noch nationaler Meister in Belgien. Ein grandioses Jahr welches man dann nur noch mit dem Weltmeistertitel hätte krönen können. In Valkenburg war er in Joker-Rolle hinter Philippe Gilbert, da dieser aber gewann, kam Boonen nicht zum Zug.
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Sieg bei Rund um Köln 2015 |
Manch einer mag fragen, warum man auch nach dem ein oder anderen Skandal, immer noch Fan von Tom Boonen ist. Ganz einfach, weil er einfach ein geiler Fahrer ist der jedes Rennen spannend und sehenswert macht. Bestes Beispiel Rund um Köln 2015, mein Heimrennen ein Rennen welches ich seit kleinster Kindheit live verfolge und noch nie habe ich einen solchen Rennverlauf wie bei der 2015ner Ausgabe gesehen. Boonen attackierte einfach schon im ersten Viertel des Rennens und formierte eine Gruppe, die er dann mit weiteren Attacken immer mehr verkleinerte und schlussendlich mehr als verdient als erster über den Zielstrich fuhr.
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Steht ihm gut |
Dazu kommt das Boonen wirklich der einzige große Name im Radsport ist, der immer Fans Foto- und Autogrammwünsche erfüllt hat. Egal ob vor oder nach einem Rennen, Boonen hielt immer an egal wie viele Fans gerade auch warteten. Das mag selbstverständlich klingen, aber bei anderen Fahrern kommt dies schon einem Sechser im Lotto gleich. Fabian Cancellara beispielsweise hielt selbst bei bezahlten Kritierien-Starts kaum mal an um einen Fan den Autogramm-Wunsch zu erfüllen. Mit Sicherheit auch ein Grund warum Boonen auch bei den belgischen Fans immer noch die Nummer eins. Und auch nach zahlreichen schweren Stürzen und Verletzungen ist Boonen immer wieder aufgestanden und zurück gekommen. Ein Idol und Sympathieträger ist er in jedem Fall und dieser wird dann am Sonntag zum letzten Mal ein Rennen bestreiten. Das der Radsport einen großen Namen verliert ist unumstritten, aber wie wird Boonen abtreten?
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Tom Boonen auf dem Carrefour de l’Arbre |
Gehen wir zurück zur 2016ner Ausgabe von Paris-Roubaix, dort fuhr Boonen das Rennen seines Lebens. Er wollte unbedingt diesen Sieg, man sah es im an, er hatte eigentlich keine Kraft mehr attackierte aber immer wieder. Der Wille war sowas von da, am Ende reichte es knapp nicht. Matthew Hayman vermieste Boonen die Show im Velodrome von Roubaix. Hätte Boonen hier gewonnen wäre er vermutlich dann schon zurückgetreten, so stellte er den Rücktritt aus und verlegte diesen genau ein Jahr nach hinten. Der 9. April, der Tag von Paris Roubaix, dass soll sein letzter Tag als Radprofi sein und was wäre das für ein Moment, wenn er sich hier mit einem Sieg verabschieden könnte. Kein Rennen liegt Boonen so gut wie die Hölle des Nordens, man muss aber nur mal auf die Siegerliste gucken und man wird feststellen, dass das Rennen schnell zur Lotterie werden kann. Trotzdem startet Boonen meiner Meinung nach am Sonntag als Topfavorit und wird hier in jedem Fall um den Sieg mitfahren. Ob es dann aber Ende klappt oder nicht, ist mir eigentlich egal. Für mich bleiben wunderbare Erinnerungen an die Karriere und für mich steht fest, dass es nie wieder einen Fahrer geben wird den ich persönlich so unterstützen kann wie ich es mit Tom Boonen in den letzten Jahren getan habe. Deshalb sag ich jetzt schon einmal Danke für viele tolle Momente und vielleicht kommt am Sonntag ja noch einer hinzu?
Spezielles zum Abschied
Der belgische Radiosender "Radio 1" hat vor seiner letzten Saison eine Podcast-Serie veröffentlicht, in der in vier Teilen auf die Laufbahn von Tom Boonen zurück geblickt wird. Ihr solltet den Podcast bei iTunes oder anderen Anbietern unter "Tommeke, wat doe je nu?" finden, oder ihr hört gleich hier auf der Homepage des Radiosenders rein.
Eine Woche nach seinem Abschied in Roubaix soll dann noch ein Buch über die Karriere von Tom Boonen erscheinen. Viele Infos über den Inhalt gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ich werde mir das Buch aber besorgen und euch bei Gelegenheit noch genauer vorstellen.
Ein offizielles Abschiedsrennen findet am 29. April in Boonens belgischer Heimatstadt Mol statt. Unter dem Motto "Tom says thanks" verabschiedet er sich hier von Fans und ehemaligen Kollegen. Zugesagt haben bereits aktuelle Topfahrer wie Peter Sagan und Marcel Kittel, aber auch Ex-Fahrer wie beispielsweise Mario Cipollini, Erik Zabel und Oscar Freire. Tickets für das Event gibt es auf der Homepage der Veranstaltung für 15€.
Auf meiner Facebook-Seite habe ich noch ein Album mit meinen besten Fotos von Tom Boonen veröffentlicht. Auch ein paar Bilder aus meiner Anfangszeit als Fotograf sind mit dabei.